Rauch steigt über dem Ätna auf. Der Vulkan auf Sizilien ist vor rund zwei Wochen ausgebrochen. Für die Einheimischen gehört das zum Alltag. Unter Touristen sorgt das Spektakel jedoch für einen turbulenten Ansturm, alle wollen das perfekte Foto der Rauchsäule: aus dem Flugzeug, aus dem Bus, aus dem Restaurant. Hotelplan, das grösste Reisebüro der Schweiz, hat eine Gruppe von Medienvertretern nach Sizilien eingeladen. Die kurze Reise soll die zwei schwierigen Corona-Jahre beenden. «Die Schweizer wollen wieder Ferien machen – das freut uns!» sagt Nicole Pfammatter (50), CEO von Hotelplan Suisse.

Reisebüros machen sich das Flugchaos zunutze

Die neusten Buchungszahlen lassen daran keinen Zweifel: Die Buchungslage bei Hotelplan liegt seit elf Wochen über dem Niveau von 2019. Die Tochtergesellschaft von Migros Travel rechnet damit, bis Ende Jahr wieder 80% des Umsatzes vor Corona zu erreichen. Es gibt eine Menge, um den Unterschied zu decken. Für Reisende, aber auch für Reisebüros. Die unangenehme Folge: Skills werden rar. Das verteuert nicht nur Flugtickets, sondern kann im schlimmsten Fall auch zum Kollaps des Flughafens führen. Dies geschah an Christi Himmelfahrt und Pfingsten in Amsterdam oder London. «Das gibt uns aber keinen Schlüssel», sagt Pfammatter gelassen. „Wichtig ist, dass die Leute darauf vorbereitet sind. “Sie sollten wissen, dass sie jetzt früher am Flughafen sein müssen.” Es empfiehlt sich, vorab online einzuchecken und die Gepäckanhänger zuhause auszudrucken, um unnötige Wartezeiten zu vermeiden. Am Ende machen sich Reisebüros sogar das Flugchaos zunutze: In Zeiten erhöhter Unsicherheit reisen Herr und Frau Schweiz lieber mit Unterstützung als alleine. Dies zeigte sich bereits während der Pandemie. In einer Hotelplan-Umfrage gaben die meisten Neukunden als Grund für die Buchung im Reisebüro die „Rundum-sorglos-Betreuung“ an.

Weniger russische Yachten in der Bucht

An Urlaubszielen ist die Rückkehr von Reisenden willkommen. Neben Sizilien sind auch die griechischen Inseln, Zypern und die Türkei sehr beliebt. Dass man in kurzer Zeit noch freie Hotelbetten findet, liegt vor allem an ihnen: den Russen. Zwei Yachten liegen an einem Junimorgen im Golf von Taormina auf Sizilien. Andere Jahre waren deutlich länger. Die Russen waren hier eine wichtige Besuchergruppe – auch wenn natürlich nicht alle mit der Jacht kamen. „Uns fällt auf, dass sie weit weg wohnen“, sagt Claudia Mercia, 48, Reiseleiterin auf Sizilien. „Aber wir wollen nicht meckern: Die anderen Gäste sind endlich wieder da, das freut uns!“ Von der Abwesenheit der Russen sind neben Sizilien vor allem Ziele im östlichen Mittelmeerraum wie Zypern und Griechenland betroffen. Schweizer Reisende können nun von der Vertreibung der Russen profitieren. „Hotels haben freie Kapazitäten für weitere Gäste“, erklärt Nicole Pfammatter. “Sie bieten uns gute Preise.” Gerade in Zeiten galoppierender Inflation sind Rabatte und Schnäppchen gern gesehen. Aber auch wenn es keine Rabatte gibt: Schweizer Reisende lassen sich diesen Sommer nicht von ihren Ferien entmutigen. Weder von der Inflation noch von der ungewöhnlichen Rauchsäule über dem Ätna. Mehr für Reisen und Reservierungen