Zhang Shengs Zukunft hängt seit fast zwei Monaten: Der Chinese, der eine kleine Fabrik in der Provinz Zhejiang besitzt, hat seine gesamten Ersparnisse bei einer örtlichen Bank hinterlegt. Doch wie unzählige andere Sparer hat er keinen Zugriff mehr auf sein Geld. Als sich Zhang Anfang dieser Woche bei einem Protest in der Zehn-Millionen-Metropole Zhengzhou mit Gleichgesinnten traf, wurde er am Bahnhof festgenommen. Sein sogenannter Gesundheitscode, den jeder Bürger nach der Pandemie auf jeder Reise vorweisen musste, wechselte unerwartet von Grün auf Rot. Das bedeutet: erzwungene Quarantäne. Bis 2020 bauen Behörden in China unter dem Deckmantel des Corona-Schutzes einen Überwachungsstaat auf, der noch vor wenigen Jahren undenkbar schien: In Peking beispielsweise ist es nicht mehr möglich, einen Supermarkt ohne Registrierung per Smartphone zu betreten. Spätestens alle drei Tage müssen sich auch Einwohner der Hauptstadt an Untersuchungszentren für einen obligatorischen PCR-Test anstellen.