15.06.2022, 15:47 Uhr
Offensichtlich dreht Russland auch in Deutschland nach und nach den Gashahn zu: Künftig fließen 60 Prozent weniger Energie durch die Pipeline Nord Stream 1. Als Ursache gibt das russische Unternehmen ein technisches Problem an der Pipeline an. Schuld ist ein deutsches Unternehmen. Der russische Energiekonzern Gazprom reduziert erneut seine maximalen Gasliefermengen über die Ostseepipeline Nord Stream 1 nach Deutschland. Ab Donnerstagmorgen würden täglich nur noch maximal 67 Millionen Kubikmeter durch die Pipeline gepumpt, teilte Gazprom mit. Der russische Staatskonzern begründete diesen Schritt einmal mehr mit Verzögerungen bei den Reparaturarbeiten von Siemens. Daher musste eine weitere Gaskompressionsanlage abgeschaltet werden, sagte er. Gazprom hatte bereits am Dienstag angekündigt, seine maximale Liefermenge zunächst auf 100 Millionen Kubikmeter Gas pro Tag zu reduzieren. Dies entspricht etwa 60 % der bisher geplanten Tagesmenge von 167 Millionen Kubikmetern Gas. Kurz darauf wies das Bundeskriminalamt die Behauptungen von Gazprom zurück, dass Verzögerungen bei der Reparatur einer Gasverdichteranlage der Grund für die reduzierten Gasliefermengen gewesen seien. Für Deutschland ist Nord Stream 1 die wichtigste Pipeline für russisches Gas. Die Jamal-Europa-Linie wurde in der Vergangenheit nicht bezahlt. Auch der weit unter dem Plan liegende Transit von russischem Gas durch die Ukraine wurde reduziert. Die Energiepreise waren bereits durch frühere Restriktionen gestiegen, da insgesamt weniger Gas aus Russland nach Europa fließt. Die vollständige Gaspipeline Nord Stream 2 wurde noch nicht in Betrieb genommen. Bundesfinanzminister Robert Habeck bezeichnet die jüngste Kürzung der russischen Gaslieferungen als politisch motiviert. Er habe auch den Eindruck, „dass das, was gestern passiert ist, eine politische Entscheidung war, keine fachlich begründete Entscheidung“, sagte Habeck in Berlin. Habeck hat den Schritt im Einklang mit der vorangegangenen Einstellung der Gaslieferungen nach Bulgarien, Polen und Dänemark und der Verhängung von Sanktionen gegen Gazprom Germania vorgenommen. Der Grünen-Politiker sprach von einem schrittweisen Vorgehen. Er erklärte, dass Wartungsarbeiten von Siemens erst im Herbst abgeschlossen sein werden. “Wir (…) haben in Deutschland kein Versorgungsproblem”, versicherte Habek gleichzeitig. Wir müssen die Ergebnisse abwarten. Bisher konnten Versorger immer „Gas aus anderen Quellen beziehen“.