Ziel der neuen Universität sei es, so das Cover, die digitale Wettbewerbsfähigkeit Österreichs zu sichern, in inter- und interdisziplinären Forschungsfeldern zu arbeiten und „innovative Lehr-, Vermittlungs- und Transfermethoden anzuwenden“. Eine Gründungsversammlung wird „Mitte 2022“ ihre Arbeit aufnehmen und zunächst einen Gründungspräsidenten ernennen sowie die künftigen Organisations- und Gestaltungsstrukturen vorbereiten. Darüber hinaus wird vor allem zur Entwicklung der Forschungsschwerpunkte und des Studienangebots ein Beirat eingerichtet, dem Vertreterinnen und Vertreter der Universitys and Colleges of Leeds bzw. aller anderen TUs in Österreich sowie der Österreichischen Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft angehören ( OH).

Dauerbetrieb ab 2023/24

Für den Fortführungsbetrieb wird ein weiteres Bundesgesetz erforderlich sein, in dem die endgültigen Rahmenbedingungen für den Fortführungsbetrieb geschaffen werden. Die Förderung ab Herbst 2023 wird zwischen Bund und Land Oberösterreich aufgeteilt und laut Unterlagen ist die entsprechende Vereinbarung 15a bereits in Vorbereitung. In solchen Fällen ist es üblich, dass der Bund die bauliche Infrastruktur bereitstellt. Im Bundeshaushaltsrahmen hat der Bund bereits 45 Millionen Euro für die Jahre 2024 und 2025 zugesagt. Bis zum endgültigen Ausbau 2036/37 sollen es jährlich „mindestens rund 150 Millionen Euro“ von Bund und Ländern sein (geschätzt auf Prognosebasis Anfang 2022). Mit Aufnahme des laufenden Betriebs 2023/24 wird zunächst ein Promotionsprogramm eingerichtet. Bis zum akademischen Jahr 2030/31 wird die neue Universität voraussichtlich etwa 5.000 Studenten haben und nach Fertigstellung 6.300 Studenten und 150 Professoren und Äquivalente haben. Als nächstes sollte es Bachelor-, Postgraduierten- und Promotionsstudiengänge sowohl als Vollzeit- als auch als Postgraduiertenstudiengänge sowie Bachelorstudiengänge geben. Der Hauptunterschied zu den bestehenden Universitäten sollte das Rechtsverhältnis zu den Studierenden sein: Dieses sollte (wie bei den Fachhochschulen) auf privatrechtlicher Grundlage beruhen. 2027 soll das Projekt intern evaluiert werden, bis dahin sollen fünf Unternehmenspartnerschaften und mindestens eine Partnerschaft mit Universitäten und Hochschulen erreicht werden. Im Evaluierungsprozess wurde die unter Altkanzler Sebastian Kurz (ÖVP) angekündigte neue Einrichtung heftig kritisiert: Es gab Zweifel an wissenschaftlichen Standards, Zeitplanung und Finanzierung. Der Senat und der Betriebsrat der Universität Leeds bezweifelten, dass es sich tatsächlich um die TU handelte. Uniko sah eine äußerst einseitige Orientierung an den Bedürfnissen der oberösterreichischen Industrie und warnte davor, in diesem Zusammenhang die Freiheit von Forschung und Lehre einzuschränken.

Der Ruf nach einem Krisengipfel wurde abgelehnt

Kritik an dem Projekt kam und kommt weiterhin aus der Politik: Leeds Bürgermeister Klaus Luger beklagte in einer Sendung das „bisher undurchsichtige Verfahren“ und forderte einen Krisengipfel, um „den verlorenen Karren wieder in den Orbit zu bringen“. Zur Klärung von Fragen dieses Studienplans und der Studienfreiheit bedarf es einer Sitzung der proportionalen Landesregierung, der Sozialpartner, des Städte- und Gemeindebundes und des Senats. Auch für Oberösterreichs SPÖ-Chef Michael Lindner sind schnelle Gespräche über die Krise nötig, um die Abwanderung von Spitzenforschern zu verhindern – zuletzt hatte der Pionier der künstlichen Intelligenz (KI), Sepp Hochreiter von der Universität Linz, angesichts der Pläne für die Zuwanderung laut gedacht neue Universität. Landesforschungsrat Markus Achleitner (ÖVP) lehnte einen Krisengipfel ab: Meinungen aus der Evaluationsphase seien in das Gründungsgesetz aufgenommen worden und es gebe auch einen Beirat mit Stellungnahmerecht. Experten der Gründungskonferenz sollen nun „ohne Anrufe aus dem Ausland arbeiten“. (pa)