In Tirol nur wenige Erkrankungen
In Tirol ging die Krankheit stark zurück, 1995 wurden 76 Fälle erfasst, 2021 waren es nur noch 27. Ein Grund für den Rückgang sind laut Weiss die besseren Hygiene- und Lebensbedingungen. Tuberkulose war eine alte Krankheit der „Armen“, die in prekären Hygiene- und Wohnverhältnissen lebten und unterernährt waren. Janice Carr CC BY 1.0 Der Erreger Mycobacterium tuberculosis unter dem Elektronenmikroskop Darüber hinaus gab es bis in die 1960er Jahre keine spezifische Behandlung. „Wir erhofften uns dadurch eine Heilung der Infektion“, sagte Weiss, der auch Direktor der Universitätsklinik für Innere Medizin II ist.
Keine große Gefahr durch Menschen aus anderen Ländern
Weiss sieht kein nennenswertes Problem darin, dass einige Menschen Länder verlassen oder aus Ländern migrieren, in denen Tuberkulose weit verbreitet ist. Infolgedessen ist mit keinem nennenswerten Anstieg der Erkrankungszahlen zu rechnen. Gesunde Menschen hätten ein äußerst geringes Risiko, nach Kontakt mit Kranken an Tuberkulose zu erkranken. Im Freien besteht praktisch keine Ansteckungsgefahr.
Ein gutes Immunsystem eliminiert den Erreger sofort
Ein gutes Immunsystem tötet Bakterien auf der Stelle, sagt Weiss. Das trifft auf 50 bis 70 Prozent der Menschen zu, die mit Tuberkulose in Kontakt kommen. Bei den restlichen 30 bis 50 Prozent der Menschen, die mit Mycobacterium tuberculosis in Kontakt kommen, kann das Immunsystem die Bakterien nicht sofort eliminieren. Es entwickelt sich eine latente Tuberkulose, die durch immunologische Tests diagnostiziert werden kann. ORF Laut Weiss schützt ein gutes Immunsystem vor Infektionen Mit zunehmendem Alter, dem geschwächten Immunsystem oder durch immunsuppressive Therapie kann aus einer latenten Tuberkulose eine aktive Tuberkulose werden. Laut Weiss trifft dies auf etwa 5 % der Menschen mit latenter Tuberkulose im Laufe ihres Lebens zu. Die Symptome einer aktiven Tuberkulose sind zunächst sehr ungewöhnlich mit Nachtschweiß, Leistungsabfall, Gewichtsverlust, chronischem Husten und Fieber und die Krankheit schreitet schleichend voran.
Behandlung mit einem verlängerten Antibiotikazyklus
Laut dem Tiroler Infektiologen müssen viele Antibiotika mindestens sechs Monate lang gleichzeitig eingenommen werden, um Resistenzbildungen vorzubeugen. Die multiresistente Tuberkulose, die in Österreich glücklicherweise noch nicht weit verbreitet ist, wird zwei bis drei Jahre lang behandelt. Bei adäquater Behandlung stehen die Chancen jedoch sehr gut, dass die Krankheit vollständig ausheilt und nie wiederkehrt. Laut Weiss haben kleine Kinder das größte Risiko, ernsthaft zu werden. Schwache und unterernährte Menschen sind ebenso gefährdet wie Patienten mit einer HIV-Infektion ohne Behandlung oder einer reduzierten Immunfunktion aufgrund anderer Krankheiten oder Behandlungen.