Beim Gas aus Russland liegen die Nerven hoch – Gazprom liefert jetzt 40 Prozent weniger über die Pipeline Nord Stream 1, allein wegen der Reparaturarbeiten. Nach Angaben der Bundesregierung gibt es keine Lieferengpässe.
Der russische Energieriese Gazprom reduziert die maximale Gasliefermenge über die Nord Stream 1-Pipeline in der Ostsee in Deutschland um 40 %. Als Grund nannte der russische Staatskonzern Verzögerungen bei Reparaturarbeiten von Siemens.
Dadurch könnten täglich nur noch bis zu 100 Millionen Kubikmeter Gas durch die Pipeline gepumpt werden – etwa 60 Prozent der zuvor geplanten Tagesmenge von 167 Millionen Kubikmetern Gas.
„Die Gasversorgung Deutschlands ist derzeit gesichert“, sagte Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung.
tagesschau24 14 Uhr, 14.6.2022
„Gasversorgung ist vorerst noch gewährleistet“
Trotz des reduzierten Liefervolumens sieht die Bundesregierung die Gasversorgungssicherheit in Deutschland derzeit als gewährleistet an. Das teilte ein Vertreter des Bundesfinanzministeriums mit. „Wir beobachten die Situation und kontrollieren die Ereignisse“, fügte er hinzu.
Auch Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung sieht im Gespräch mit tagesschau24 keine Versorgungsengpässe: „Wir sind in den Sommermonaten, da brauchen wir nicht viel Gas“, sagte sie.
Im Moment sind die Geschäfte aber auch für den Winter voll. „Die Frage ist natürlich, ob das so weitergeht wie geplant“, sagt Kemfert. Nun gilt es, die Gründe für die Strangulation im Auge zu behalten – und wie lange die Einschränkungen andauern werden.
Nord Stream 1 ist die Gaspipeline mit der höchsten Kapazität zwischen Russland und Deutschland.
Die Auslieferungen wurden bereits deutlich reduziert
Die russischen Gaslieferungen nach Europa sind bereits stark zurückgegangen, seit die europäischen Sanktionen gegen Moskau wegen eines Angriffskriegs gegen die Ukraine in Kraft getreten sind. Gazprom stoppte auch die Lieferungen an mehrere europäische Kunden, weil sie sich weigerten, Gas in Rubel zu bezahlen.
Die Jamal-Europa-Linie wurde in der Vergangenheit nicht bezahlt. Auch der weit unter Plan liegende Transit von russischem Gas durch die Ukraine ist rückläufig. Bisherige Restriktionen hatten zu einem deutlichen Anstieg der Energiepreise geführt, da insgesamt weniger Gas aus Russland nach Europa floss. Die vollständige Gaspipeline Nord Stream 2 wurde noch nicht in Betrieb genommen.
Die wichtigste Pipeline für Deutschland
Die 2011 in Betrieb genommene Pipeline Nord Stream 1 ist die Gaspipeline mit der höchsten Kapazität zwischen Russland und Deutschland. Nach Angaben des Betreibers wurden im Jahr 2021 über die Pipeline 59,2 Milliarden Kubikmeter Gas aus Russland nach Europa exportiert.
Auf deutscher Seite wurde der Plan von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), der bis 2005 regierte, und auf russischer Seite von Präsident Wladimir Putin vorangetrieben. Nord Stream 1 ist die einzige Pipeline, die direkt von Russland nach Deutschland führt, also ohne Transitländer. Ein Abzweig führt nach Tschechien. Themenübersicht Krieg in der Ukraine