Was macht die renale Osteopathie mit den Knochen?

Nicht nur das Risiko für – teils spontane – Knochenbrüche steigt. Knochenerweichung (Osteomalazie), Knochenschwund (Osteoporose) und Muskelschwäche sind ebenfalls mögliche Folgen kranker Nieren. “Die eingeschränkte Nierenfunktion und die damit verbundene verringerte Kalziumaufnahme aus dem Blut in die Knochen kann zudem dazu führen, dass sich vermehrt Kalkablagerungen um Gelenke bilden. Diese können bei den Betroffenen Schmerzen verursachen und zu Bewegungseinschränkungen sowie Deformierungen führen”, sagt Ketteler.

Kranke Nieren schwächen nicht nur die Knochen

Und noch ein Risiko bergen die schwachen Nieren: Bei einer fortgeschrittenen Niereninsuffizienz können sich neben Kalkablagerungen in den Gelenken auch Kalkablagerungen in den Arterien bilden. Diese beruhen auf Kalzium-Phosphat-Kristallen. Betroffene mit einer ausgeprägten Nierenschwäche haben ein hohes Risiko, eine Arteriosklerose zu entwickeln, also eine Arterienverkalkung. Verkalkte Arterien sind unter anderem ein bedeutender Risikofaktor für Herzinfarkt, Herzmuskelschwäche, Herzklappenverengungen und Schlaganfall. (Quelle: Robert-Bosch-Krankenhaus GmbH) Prof. Dr. med. Markus Ketteler, Chefarzt für Allgemeine Innere Medizin und Nephrologie / Geriatrie am Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart sowie Kommissionsvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DgfN).

Renale Osteopathie behandeln: Mineralstoffwechsel ausbalancieren

Da die schwächer werdenden Knochen keine Warnsignale aussenden, werden bei einer Niereninsuffizienz regelmäßig die Blutwerte untersucht und vorbeugend hohe Dosen Vitamin D3 verabreicht. “So kann die Entwicklung einer renalen Osteopathie hinausgezögert oder ein Fortschreiten gebremst werden”, so der Nephrologe. “Auch können Medikamente eingesetzt werden, welche die Bildung des Parathormons hemmen. Zudem gibt es Präparate, welche Phosphat an sich binden, das über die Nahrung aufgenommen wird.” Folgeerkrankungen an den Knochen und den Gelenken werden gesondert behandelt. Unter anderem kommen dabei bestimmte Schmerzmittel und entzündungshemmende Mittel zur Anwendung.

Kann eine Nierentransplantation eine renale Osteopathie heilen?

Für viele dialyseabhängige Nierenpatienten ist eine Nierentransplantation die große Hoffnung. Wie sich die renale Osteopathie mit der neuen Niere entwickelt, lässt sich nicht vorhersagen. Laut dem Experten besteht eine ausgeprägte Osteopathie in der Regel auch nach einer Nierentransplantation fort. Sei die renale Osteopathie vor der Transplantation hingegen gut unter Kontrolle gewesen, lasse sich eine deutliche Besserung erhoffen. Doch nach der Transplantation sind die Knochen erneut in Gefahr: Damit das Organ nicht abgestoßen wird, wird Kortison verabreicht. Kortison erhöht das Osteoporose-Risiko deutlich.