Ein Fall von Menschenhandel, organisierter Schwarzarbeit und schwerem Betrug im großen Stil wurde von der Polizei untersucht. Ein 63-jähriger Mann aus dem Raum Vöcklabruck soll österreichweit insgesamt 233 irakische Asylsuchende als Scheinselbstständige in Unternehmen vermittelt haben.
14.06.2022 23.09
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Er zahlte einen Bruttostundenlohn von 9,50 Euro, er selbst bekam von den kooperierenden Unternehmen 14,50 bis 16,50 Euro und verdiente damit sein Brot. Als Geschäftsführer einer Baufirma für sprachfremde Asylbewerber bespielten die Deutschen das Handwerk des Facility Managements in ihren Wohngebieten. Sein 72-jähriger Buchhalter aus Wien war ebenfalls beteiligt und wird verantwortlich sein.
Er arbeitete bis zu 17 Stunden am Tag
Asylsuchende glaubten, für das Unternehmen zu arbeiten. Laut einem von dem 63-Jährigen erstellten Dienstplan wurden sie mit einem Bruttostundenlohn von 9,50 Euro an Tankstellen bis nach Vorarlberg und Kärnten vermittelt, wo sie bis zu 17 Stunden ohne Ruhezeiten und Zuschläge arbeiteten. Sie mussten Sozialabgaben und andere Steuern auf ihre Gehälter zahlen, und Fahrten zur Arbeit wurden nicht erstattet. Diese Ausbeutung der Arbeitskraft und die Ausbeutung ihrer schwierigen Position, ansonsten nicht in der Lage zu sein, legale Arbeit zu leisten, verstärkten den Verdacht des Menschenhandels. Der Angeklagte zwang Asylsuchende zur Arbeit und drohte, ihre Arbeit zu verlieren, wenn sie krank würden oder Urlaub machen wollten.
Scheinselbstständige “Sekretärinnen” verteilen Bereitschaftspläne
Außerdem vermittelte sie Asylsuchenden mit angemessenen Sprachkenntnissen als Sekretärinnen – auch Scheinselbstständige – die die Listen verteilten. Wieder andere waren Fahrer und fuhren Asylsuchende mit ihren Privatautos zu ihren Arbeitsplätzen. Die virtuellen Selbständigen, die kein Deutsch sprachen, wurden ohne Ausbildung in eine Sicherheitsfirma vermittelt und für Fußball- und Eishockeyspiele eingesetzt. Bei der Kontoeröffnung vermuten die Ermittler schweren kommerziellen Betrug. Sieben Konten wurden eröffnet, eine Wohnung durchsucht und Firmenunterlagen ausgewertet. Insgesamt wurden 57 der 233 irakischen Asylsuchenden als Opfer oder Zeugen befragt. Beamte aus dem Bezirk Kirchdorf ermitteln seit mehr als anderthalb Jahren in enger Zusammenarbeit mit dem Oberösterreichischen Landeskriminalamt, der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft, der Finanzpolizei und dem Sozialamt.